Sonntag, 5. Februar 2017

Das Leben im Zeitalter der Disclaimer

Wenn ich meine letzten Posts durchgehe, klingt es in meinen Texten etwas dramatisch. Die letzten beiden Wochen war es eine rechte Achterbahn, meinen eigenen Standpunkt zu finden. Den habe ich gefunden. Ich musste mich einmal richtig für mich selber wehren und am Ende war ich damit sogar erfolgreich. Es ging dabei um Berufliches.

Nun merke ich, dass diese Auseinandersetzung mich ziemlich Substanz gekostet hat. Sowas nimmt mich eben stärker mit als andere. Schnell komme ich aus dem Tritt, bin verunsichert. Andererseits hat mich diese Erschütterung im Alltag auch standfester gemacht und mich dazu bewegt, mich für mich einzusetzen. Ich habe gemerkt: So nicht!

Das war eine neue Erfahrung, mich bemerkbar zu machen und es war wichtig für mich. Vor allem auch, dass ich damit tatsächlich vorwärtsgekommen bin. Wahrscheinlich hilft mir das auch, dass ich es beim nächsten Mal etwas weniger dramatisch empfinden kann.

Wenn ich in meinem Blog etwas (scheinbar) Dramatische(re)s oder Emotionales poste, habe ich hinterher immer das Bedürfnis, es relativieren zu wollen. Oder zu müssen? Ich habe den Eindruck, dass ich es genauer und noch vieeeel differenzierter beschreiben muss. Ich will niemanden alarmieren oder antriggern oder sonstwas. Ich mache manchmal solange am Text rum bis ich es zerredet und zerschrieben habe.

Aber ich merke auch, dass ich darauf immer weniger Lust habe. Ein Blog ist immer eine Sammlung von Fragmenten, deshalb nenne ich den Laden hier ja auch "Notizen von Unterwegs". Wenn ich dabei manchmal als Dramaqueen und Hypersensibelchen erscheine, dann ist das halt so. Man kann die Meinung der anderen nicht vorwegnehmen, sonst braucht man gar nichts in Netz zu schreiben!

Mir wird beim Bloggen immer mehr bewusst, dass ein/e Leser/in nie genau das verstehen wird, was diese textlich festgehaltenen Fragmente für mich bedeuten und ob es die "dramatisierte Fassung" ist, weil ich es eben gerade so empfinde. Damit muss ich leben.

Auch nach einem zehnseitigen Disclaimer wird niemand mein Leben 1:1 verstehen können. So wie ich auch niemals das Leben von jemand anderem voll verstehen werde! Das Leben ist eben so. Jeder lebt schlussendlich nur sein eigenes ...

3 Kommentare:

  1. Liebe Anne, dabei finde ich gerade Deine Texte sehr klar und gut auf den Punkt gebracht.

    Zu Deinen Erkenntnissen bezüglich der Texte und des rumfeilens kann ich nur nicken. Ich selbst tue das auch nicht mehr, weil ich von erwachsenen Mesnchen erwarte, dass sie für sich selbst sorgen können oder es zumindest lernen. Man kann nicht immer auf alle anderen Rücksicht nehmen, dann verbiegt man sich letzten Endes nur und gerade beim schreiben über emotionale Belange muss einem egal sein, ob Hinz und Kunz ein Problem damit haben könnte, denn sonst schreibt man nicht mehr für sich selbst. Das habe ich schon durch und es war keine gute Zeit für mich.

    Nicht mehr darauf angewiesen zu sein, dass andere einen 1:1 verstehen, ist eine wunderbare Sache, finde ich. Es macht eine frei ;-)

    Liebe Grüsse und schönen Sonntag,
    Clara

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  2. Das kenne ich auch gut. Ich schreibe etwas und später denke ich, dass war vielleicht zu dramatisch oder zu unverständlich. Dann versuche ich es stehen zu lassen. Manchmal schreibe ich ein paar Sätze um.
    Welche sollte schon den Anspruch haben oder das Können besitzen, andere Menschen voll und ganz und stimmig zu verstehen? Und schon gar nicht über die sozialen Medien.
    Und letztlich ist es eben ein Tagebuch. Da fließt es hinein, wie es im Inneren ist. Denke ich.
    Liebe Grüße
    Oona

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