Dienstag, 24. Januar 2017

Fight for your rights [Notiz an mich selbst]

 (Aus Selbstschutz ohne genauen Sachverhalt geschrieben, aber trotzdem verständlich.)

Warum ist es ok für mich, jemand anderen zu verteidigen, emotional zu unterstützen, oder mich sonstwie für ihn/sie einzusetzen, aber bei mir selber knicke ich ein?! ...

Ich weiss, dass ich in einer Sache Recht(e) habe und bin dann doch vor eine Wand gelaufen. ... Systemabsturz. Vor Wut und Verwirrung kann ich dann fast nicht mehr sprechen, geschweige denn Denken. Es kommt zu Blockaden auf vielen Ebenen. Und ich liege Nachts wach, weil ich so unter Strom stehe. Das passiert immer seltener, aber wenn es vorkommt, ist es akut.

Doch eben erst wenn ich so richtig wütend oder verletzt bin, mache ich den Mund auf. Ich werde trotzig. Oder/und ich beginne zu heulen. Nicht besonders cool im Alltag und vor anderen. Aber es ist mal wieder soweit gekommen, grosser Gefühlsausbruch. Dadurch hat sich die Sachlage scheinbar wieder "ein paar Meter" zum Besseren verändert. Bin auch schön bei den "Ich-Botschaften" geblieben und habe einfach geschildert, wie ich mich in dieser Zwangslage fühle. Das vermochte scheinbar etwas zu bewegen.

Doch bevor es soweit kommt, da (ver)zweifle ich schier an mir. Immerhin kommen die Gefühle inzwischen raus, statt dass ich auf längere Zeit depressiv werde -- und ich habe auch den Weglauf-Reflex im Griff. Früher habe ich einfach alle Brücken hinter mir abzubrechen versucht, mich aus dem Staub gemacht, wenn der Druck durch die Emotionen zu gross wurde. Einfach weg, nur weg.

Diese Blösse mag ich mir nicht mehr geben, klein beizugeben. Letztendlich macht Davonlaufen mich nur verletzbarer. Das ist mir bewusst geworden. Ich kann gut mit Worten umgehen, also mache ich es halt Schritt für Schritt, Wort für Wort statt in einem grossen umfassenden Plädoyer das alle sprachlos macht und sie auf meine Seite bringt. Etwas durchzustehen und wieder bei mir selber anzukommen, lässt mich wachsen und stärker werden. Flüchten schürt Ängste und hält mich in Unsicherheit. Mich für mich selber zu wehren hilft mir dabei, meine Gesundheit zu schützen. Es ensteht dadurch kein Hass sondern es entsteht Klarheit.

Für mich da zu sein heisst auch, dass ich eben akzeptiere, dass ich in manchen Situationen meine (emotionalen) Grenzen habe und ich mir deswegen Sorge tragen darf. Ich schäme mich nicht mehr für meine Gefühle. Punkt.

3 Kommentare:

  1. Toll, liebe Anne. Sich für die eigenen Gefühle nicht mehr zu schämen, ist eine kostbare Sache. Und ich kann das alles so gut nachvollziehen, was Du schreibst, weil es mir ähnlich erging. Ich habe mir die Gefühle erlaubt, auch wenn es anfangs schwer war, die Reaktionen meiner Umwelt auszuhalten. Aber wenn ich mir so meine Mitmenschen anschaue - zeig mir doch mal einen, der sich immer im Griff hat und ganz locker mit allem umgeht. Ich kenne da keinen einzigen und habe auch im Arbeitsleben niemanden erlebt, der das immer konnte. Also durchatmen und den eigenen Gefühlen Raum geben - irgendwann schwächt es sich ab, so jedenfalls war es bei mir.

    Sei lieb gegrüsst,
    Clara

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    1. Hallo Clara, dass die Scham vergeht, vergehen darf, ist überhaupt eine ganz grosse Sache. Bei mir hat sich das erst in den letzen Monaten so verändert und das ist ein so grosses Plus an Lebensqualität, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte.

      Wenn ich das, was mich in diesem Moment so gequält hat, nicht unter Tränen ausgesprochen hätte, wäre ich monatelang mit Wut im Bauch rumgelaufen. Es hat sich gelohnt und es hab keine Verletzten ;) In meinen Worten konnte ich sachlich bleiben und von Fakten reden, wenn auch unter Tränen. Und ich danke für deinen lieben Kommentar!

      Lieber Gruss
      Anne

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    2. Korrektur: und es _gab_ keine Verletzten

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