Freitag, 30. September 2016

Reagieren macht müde (Arbeit)

Gestern abend vor dem Einschlafen, da wurde mir plötzlich etwas klar. Schon länger fühle ich mich erschöpft, doch ich konnte es bisher nicht genau einordnen. Eine Form von Resignation. Nicht bedrohlich, aber präsent. Jedenfalls habe ich es nicht genau herausgefunden bis jetzt.

Weil ich mich inzwischen sicherer fühle im Arbeitsleben und ich es besser anpacken kann. Da war nur dieses vage Gefühl. Bis ich es gestern glasklar erkannte: Ich bin müde vom Reagieren. Wie schon beschrieben, habe ich bei der Arbeit einen geringen Aktionsradius, meist reagiere ich nur. Und das seit viereinhalb Jahren. Während meiner Lehrzeit hatte ich mehr Entscheidungsfreiheit. Da waren auch Arbeiten, die ich in eigener Regie ausführen konnte. Da waren auch Hausarbeiten, an denen ich dran war und die ich selber gestaltet habe.

Heute läuft es anders. Die Strukturen sind gegeben und hierarchisch. Ich bin an einer Arbeit dran, das Telefon klingelt; eine Kundin will beraten werden. Ich arbeite an einer längeren Sache, arbeite eine Liste ab; da kommt eine dringende Mail in unser Abteilungspostfach -- und ich muss darauf reagieren. Da ich nicht direkt mit den Kunden zu tun habe, ausser per Mail und Telefon, bleibt wenig menschliches Feedback. Es ist Sachbearbeitung mit wenig persönlichen Aussenkontakten. Was ich ok finde. Und dennoch merke ich, dass es seinen Preis hat.

In meiner Freizeit nervt mich jetzt jedes Mail, jedes Whats*App und jede "Pendenz". Ich will einfach nur meine Ruhe haben, alles und jeder nervt mich. Menschen die ich sehr mag, nerven mich auch. Und da habe ich gestern drüber nachgedacht. Weil es mich langsam stutzig macht: Wieso habe ich inzwischen dermassen wenig Kapazität?

Mir wird bewusst, dass genau dies (unter anderem) vom ständigen Reagieren kommt. Dass mich dies auf die Dauer so müde/mürbe macht, hätte ich nicht gedacht. Ich vermute jetzt mal, dass dies auch vielen anderen so geht. Für mich ist es wichtig, dass ich jetzt erkannt habe, woran es liegt. An möglichen Lösungen bin ich dran. Für mich ist es wichtig, dass ich wenigstens in meiner Freizeit Aktionen setzten kann, statt nur "ausführende Person" zu sein. Ich bleib dran.

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