Dienstag, 31. Mai 2011

Nichtorte

Gleisdreicke, Spazierwege an Eisen- und Autobahn, stilles Industriegelände am Sonntag, Recyclingplätze, Deponien, Komposthalden, Bauschutthalden, Steinbrüche. Ich mag auch die Brachflächen von Baustellen, ich liebe überwachsene Erdhaufen und Miststöcke. Diese Orte habe ich schon immer gemocht. Sie dienen dem Transit.

Sedimente. Meinen bisher besten und abwechslungsreichtsten Job hatte ich an einem solchen Ort. Für einen guten Lohn arbeitete ich halbtags in der Werkhalle eines Recyclingunternehmens. Es galt, Haushaltsmüll zu sortieren. Von Hand. Nicht auf dem Fliessband, sondern auf einem Werktisch, dieser Müll wurde dann in verschiedene Fraktionen aufgeteilt und die Daten erfasst. Das Ganze war eine Studie. Für mich wars reine Archäologie, wieviele Schichten und Geschichten sich da zeigten! Das Persönlichste, was ein Mensch von sich gibt sind seine Hinterlassenschaften und sein Müll! Vor dem Aufschneiden eines Müllsacks weiss man nie, was einen erwartet … Diese Arbeit würde ich (für diesen Lohn) jederzeit wieder tun. Für eine Geschichtensammlerin wie mich ist so was eine reine Goldgrube …

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