Dienstag, 25. Januar 2011

Wachstumsschmerz

Ich lerne es täglich, lerne es unter Schmerzen, denen ich dankbar bin: Geduld ist alles!

So erlebte Rilke es – und ich kann nachfühlen. Die letzten Tage kam mir dieses Zitat in den Sinn. Das Buch steht schon länger auf meiner "Noch zu Lesen"-Liste. Hier der Text im weiteren Zusammenhang, wenn auch immer noch als Ausschnitt:

"… nicht rechnen und zählen; reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht
drängt und getrost in den Stürmen des Frühlings steht ohne die Angst, daß dahinter kein Sommer kommen könnte. Er kommt doch. Aber er kommt nur zu den Geduldigen, die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen läge, so sorglos still und weit. Ich lerne es täglich, lerne es unter Schmerzen, denen ich dankbar bin: Geduld ist alles!"


aus Rainer Maria Rilke: Briefe an einen jungen Dichter
Leipzig 1929, Insel Verlag

Mir geht es nicht ums Verherrlichen von Schmerz oder Leid. Ich erlebe es so: Manchmal, wenn ich daran bin, aus etwas Altem, Überlebtem auszubrechen, geht das mit Schmerzen einher, seelischer Art. Die Freiheit ist auch Unsicherheit, die Hülle dient nicht mehr dem Schutz drückt und engt ein. Das Vertraute ist ausgeleiert und abgeschossen, aber bequem und warm. Ein mühsamer Zustand ist das. Die Ungeduld drängt mich, die Neugier zieht mich voran. Halb falle ich vorwärts, halb ziehts mich ins Gestern zurück. Es tut weh und doch freue ich mich. Zyklen lassen sich nicht beschleunigen, die brauchen einfach ihre Zeit.

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