Freitag, 7. Januar 2011

Gezeiten und Reisen

Über: Seelische Gezeiten, Untiefen, seelische Kartografie und wahnsinnige Zeiten.

Das Zyklische nimmt sich Raum in meinem Leben, es braucht Platz und raubt mir manchmal auch den Schlaf. Mein Leben bewegt sich in Wellen, auf und ab, vor und zurück. Manchmal fühle ich mich ausgeliefert, gestossen, gezogen, getrieben. Das Gewoge hat seine ganz eigene Macht und Dynamik. Ich reagiere auf alles; das Wetter, Stimmungen, meinen Zyklus, ... Je mehr ich mich dagegen stelle, je mehr ich die Oberhand behalten will, desto mehr wird mein Leben zu einem Kampf. So hab ich mich entschieden, eben mit diesem Strom zu schwimmen. Mal himmelhochjauchzend, mal zu Tode betrübt, wie es so schön heisst. Mein Medikament gleicht es etwas aus, doch ich bekomme dennoch alles mit. Weil ich es so will. Ich will wissen, woran ich mit mir selber bin. Es hat keinen Sinn, mehr Medikamente zu nehmen. Weil sich das anfühlt, als wäre ich ein havariertes Schiff; nicht mehr zu steuern, ich treibe hilflos dahin, abgeschnitten von meinen Gefühlen, von mir selbst. Neutrale Leere, das ist dann Stillstand. Da kann dann wirklich nicht mehr viel wehtun, doch Leben kann man das ja auch nicht nennen.

Drum habe ich mich fürs Aushalten und Weitergehen entschieden. Ich durchlebe mein Leben, meine Tiefen und Höhen. Rolle es rückwärts nochmal auf, jede Nacht träume ich, erfahre, setze neu zusammen. Werde sinkend leichter, so seltsam es klingt. Ich handle, auch wenn der nächste Schritt unklar ist, (weil ich schon den übernächsten im Visier habe!) Ich entdecke immer mehr von mir, so als wäre ich auf einer exotischen Insel gestrandet, die ich nach und nach erforsche! Ich kartiere mich selbst, neugierig und mit Spass. Ich lasse mich in den Brunnen fallen, bis zunterst, wenn es mal wieder nötig ist, die Tränen sind heilend, ich bin froh, dass ich Weinen KANN. Ich versuche, die Angst vor dem Wahnsinn zu verlieren, wenn die Nerven mal wieder mit mir durchgehen. Die Angst machts nur schlimmer. Ich verliere den Verstand. Mich schüttelts...Doch vielleicht gehts ja gerade darum? Verstand und Vernunft zu verlieren? Vielleicht war ich ja schon zu lange vernünftig?!  Ich nehme das Wort auseinander Wahn Sinn, und weiss: Achja, ich bin unterwegs, auf der Sinnsuche. Also ist alles ok... Ich lasse locker, lasse los und komme langsam wieder bei mir an.

Mich den Zyklen ganz hinzugeben, ist schwierig. Es heisst keineswegs, dass ich stehenbleibe, wenn ich das tue. Es ist ein ständiges Unterwegs-Sein, eine Heimatlosigkeit. Und das macht Angst. Gibt es denn nichts Sicheres, Gewisses, Bleibendes? Ich gehe auf Wegen, auf denen mir niemand folgen kann. Weil es MEINE WEGE sind. Es ist eine nötige Zeit. Es ist ein Dazwischen-Sein. Wachstum. Übergang. (Ist nicht das ganze Leben ein Übergang?!). Es fühlt sich so an, als wäre ich auch mit Anfangs Dreissig noch daran, erwachsen zu werden. Zur Selbstverantwortung und Eigenmacht finden und gleichzeitig den ureigenen Platz im Grossen Ganzen finden... Vielleicht ist man dahin ja ein Leben lang unterwegs. Oder mehrere Leben lang? Wer weiss das schon ...

3 Kommentare:

  1. Willkommen bei den "Wahnsinnigen" :) Ich gehöre auch zu denen, die sich manchmal fragen, was da eigentlich abgeht, die ihren eigenen Weg gehen, weils keinen andern für sie gibt. Woran halte ich mich? An meine Inspiration, Intuition. Dort bin ich sicher. Und viele Begleiter, tierisch, pflanzlich, menschlich etc. helfen dabei.

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  2. Aushalten und Weitergehen - Mir geht es genauso. Du glaubst, daß Du mir 30 noch nicht erwachsen bist? Was heißt es schon, erwachsen zu sein. Heißt das, in dieser Welt zurechtzukommen? Dann bin ich mit 50 Jahren auch noch nicht erwachsen. Ich versuche, zurecht zu kommen, mal gelingt es gut, manchmal schlechter.

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  3. danke für eure kommentare!

    @chrige: ja, willkommen im club. mir ist meine intuition auch immer mehr wegweiser und leitstern.. etwas weises und verlässliches in einer wilden welt.


    @annegret: ich meine damit auch, die welt etwas gelassener nehmen zu können. ich stelle mich auf ein lebenslanges "erwachsenwerden" ein :)

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