Dienstag, 21. Dezember 2010

Human Ressources ?!

Schneller! Höher! Weiter!
Die Maschinen können immer mehr und der Mensch ist daran, sich von ihnen überholen zu lassen. Die Globalisierung tut das ihre dazu. Die digitale Welt lässt Zeitabläufe und Distanzen schrumpfen. Schliesslich sind wir alle ja wunderbar vernetzt! Alles scheint machbar, lieferbar, verhandelbar und alles ist käuflich zu erwerben. (Wie steht es mir der menschlichen Würde und Gesundheit?) Glücklich schätzt sich, wer mit diesem Tempo noch mithalten kann. Fitness ist das Gebot der Stunde. Das gilt für die Firmen und auch die Arbeitnehmenden selbst.

K.O.
Die Beschleunigung der Arbeitswelt ist nicht mehr aufzuhalten. Viele haben zunehmend Mühe, in dieser Arbeitswelt der nüchternen Bilanzen, des Qualitätsmanagements und der Gewinnoptimierung zu überleben. Das menschliche Leben lässt sich nämlich nicht unendlich beschleunigen und optimieren. Der leere Raum fehlt; die Pausen und das kreative Chaos. Stattdessen geraten Körper und Seelen in Dysbalance. Bis zur Erschöpfung der natürliche Ressoucen, zu denen wir ja auch gehören!
Was wir der Erde zufügen, geschieht auch mit uns. Wir beuten die Erde aus. Wir beuten uns selbst aus.

Erwachen. Aha, da gibts noch andere!
Ich war selber bis vor kurzem von (teilweiser) Arbeitsunfähigkeit betroffen. Dabei habe ich viele andere kennengelernt, die, so wie ich, den Anforderungen des Alltags- und Berufslebens nicht (mehr) gewachsen waren. Burnout, Depressionen, Herzinfarkte, Ängste, Psychosen, Allergien, ADHS, chronische Rückenprobleme und andere Schmerzerkrankungen – es gibt Menschen und Geschichten ohne Zahl. Da relativiert sich, glücklicherweise, das eigene Lamentieren über das Schicksal. Es ist eine gute Erfahrung, plötzlich über den eigenen Tellerrand sehen zu können, es ist ein ernüchterndes, aber auch ermutigendes Erlebnis. Es ist ernüchternd, zu sehen, wieviele Menschen die gleichen oder ähnliche Probleme haben und das macht nachdenklich wohin bewegt sich die Arbeitswelt?! Es ist ermutigend, nicht alleine zu sein und Hilfe zu bekommen um wieder mit beiden Beinen auf dem Boden stehen zu können.

Reha
Meiner Erfahrung nach sind Menschen die (Arbeits)Rehabilitation oder Umschulungen bewilligt bekommen, keineswegs diejenigen, die zu faul zum Arbeiten sind oder es sich im Leben zu leicht machen, und dies gilt auch für Langzeitarbeitslose. Ich habe viele getroffen, die Belastendes zu lange ertragen haben, ob bei der Arbeit oder in der Familie. Zu lange wurden schwere Lasten getragen. Im übertragenen und im wörtlichen Sinn. Zuviel Verantwortung, zu viel Arbeit, zu grosse Sorgen, zu hohe Ansprüche. Wer seine Arbeit zu ernst nimmt, sich zu viel auflädt, sich zu wenig Ruhe gönnt, der geht einfach schneller kaputt. Basta. Die meisten von diesen Menschen sind alles andere als arbeitsscheu, sondern haben Mühe, ihre Kräfte beisammen zu halten, aus welchen Gründen auch immer.

Zweiter Arbeitsmarkt
Irgendwann wird der zweite Arbeitsmarkt den ersten übernehmen. Das ist zwar eine gewagte, aber realistische Vision. Hier in der Schweiz melden sich immer mehr Menschen bei der Invalidenversicherung. Menschen mit gesundheitlichen Problemen, die in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind. Warum dem so ist, wird nun diskutiert. Dazu gibt es viele Meinungen, je nach politischer Couleur. Meiner Meinung nach hat es mit dem beschriebenen Druck in der Arbeitswelt zu tun. Vielleicht war früher auch die Hemmschwelle höher, es kann sein. Man hat sich früher eher selber geholfen? Ich weiss es nicht. Tatsache ist: Es werden immer mehr Menschen diesen Schutzraum des zweiten Arbeitsmarktes nötig haben.

Erster Arbeitsmarkt
Es könnte durchaus sein, dass sich der Mensch als Arbeitskraft selbst abschafft, da bin ich mir noch nicht sicher … Oder es findet ein globales Umdenken statt und die Selbstausbeutung der Menschheit hört endlich auf.

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